Fein, Hugo!

 

Was immer der viel zitierte „Zeitgeist“ sein mag, für die Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen hat der Neu-Ulmer Zeichner Harm Bengen einen wachen Blick, offene Ohren und ein feines Händchen.

Wie sich die Zeiten ändern, das lässt sich leicht an der Sprache erklären, wenn sich Mutti bei ihrem Jüngling erkundigt: „Und? Was habt ihr heute in Deutsch gemacht?“ Lässige Antwort: „So’n Teamwork mit Brainstorming über Joint Ventures.“ Selbst die rüden Manieren von Ganoven haben sich gebessert. Serienräuber Harry stellt sich und seine bulligen Kumpels dem von der Bank kommenden älteren Herrn höflich vor: „Ich hätte gern Ihre Brieftasche. Darf ich Ihnen mein Kompetenzteam vorstellen?“

Unaufhaltsam zeigt sich der Fortschritt in den neuen Medien. Olaf versucht gerade, „’n viertel Pfund Kalbsleberwurst bei Ebay zu ersteigern“. Nobler geht’s zu in vielen Restaurants, in denen die Gäste ihre Menübestellungen per SMS an die Küche übermitteln. Pech hat dabei jener plappernde Handy-Freak, der versehentlich die neue „Dampfbügeleisenfunktion“ aktiviert... Computersex im Seniorenalter? Normalität! Hugo ruft juchzend seiner Gemahlin: „Guck mal, Elfriede, ich hab schon wieder ‚n Orgasmus!“ Darüber freut auch sie sich: „Fein, Hugo!“

Doch nicht alles klappt so tadellos, schon gar nicht in der „ICH-AG“. Fred hängt groggy im Sessel, nuckelt an der Pulle, beichtet zerknirscht seiner erschütterten Frau: „Ich hab mich entlassen! Ich bin ‚ne faule Sau! So was kann ich in meiner Firma nicht brauchen!“

Fantasievoll, grotesk und amüsant sind die neuen, farbenprächtigen Bildergeschichten von Harm Bengen, dem großen Könner in der Cartoon-Szene.

 

Harm Bengen: Unser Shit-and-Fun-Center? Cartoons. Oldenburg: Lappan Verlag 2007. 64 farbige Seiten, 10.- Euro

 

Karlsruher Kurier